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Eine Fontäne glühender Schmelze durchschlägt die schwarze Abkühlungshaut des Lavasees.

Am Rand eines glühenden Lavasees

Von Angelika Jung-Hüttl

Behind the scenes | Januar 2017

Es kommt nicht oft vor auf der Erde, dass ein Lavasee überläuft. Jetzt im Januar 2017 ist es passiert – am Erta-Ale-Vulkan in der Danakilwüste von Äthiopien. Die 1000 Grad Celsius heiße Schmelze aus dem Erdinnern, die im Schlot des Feuerberges wie in einem Rohr steigt und fällt, ist übergelaufen. Ein kilometerlanger Lavastrom ergoss sich in den großen Kessel am Gipfel, in die Caldera des Erta Ale.

Wir haben den Vulkan schon vor etwa 10 Jahren besucht – zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftlern, die den Lavasee erforschten. Wir brauchten damals eine Sondergenehmigung der äthiopischen Regierung. Ein Militärhubschrauber hat uns dann für ein paar Tage in dieser gottverlassenen Wüste abgesetzt. Saada, eine Prinzessin aus dem Volk der dort lebenden Afar, hat uns begleitet und eine Gruppe Soldaten zu unserem Schutz vor marodierenden Banden.
Der Seespiegel der wabernden Schmelze lagt damals einige Zehner Meter unter dem Kraterrand. Trotzdem war es eine der spektakulärsten Reisen, die wir jemals unternommen haben.

Der Lavasee brodelt in einem sogenannten Pit-Krater, einem Loch in dem Einbruchskessel seines Gipfels.

Der Erta-Ale-Vulkan ist – im Vergleich zu vielen anderen, kegelförmigen Vulkanen – sehr flach. Sein langgestreckter Gipfel ist irgendwann einmal vor langer Zeit eingebrochen. Dabei entstand eine Caldera, ein großer Kessel, der sich mit der Zeit wieder mit Lava füllte. In dieser Caldera öffnen sich heute zwei Löcher, zwei sogenannte Pit-Krater. Aus einem steigen ätzende Schwefelgas-Wolken auf. In dem anderen, dem kleineren Pit-Krater, brodelt der Lavasee.

  • Risse durchziehen die schwarze Haut des Lavasees.
  • Immer wieder brechen glühende Fontänen hervor.

Wie eine Decke liegt die nur etwa 400 Grad Celsius heiße, schwarze Abkühlungshaut auf der darunter wabernden, bei über 1000 Grad Celsius glühenden Masse. Wo diese Haut aufreißt, schießen immer wieder Lavafontänen bis zu etwa 30 Meter empor, sprudeln für ein paar Minuten und verschwinden wieder.
Ursache dafür sind die Gase, die in der glühenden Schmelze gelöst sind. Diese Gase verhalten sich wie die Gasblasen in einem Topf mit kochendem Pudding. Sie halten den Lavasee ständig in Bewegung und lassen die glühende Schmelze an manchen Stellen immer wieder aufreissen und platzen.

Der Seespiegel lag damals, als wir dort waren, ungefähr 80 Meter unterhalb des Kraterrandes. Das war ein großes Glück. Denn die Hitze, die von glühender Lava ausgeht, ist unmöglich auszuhalten, wenn man zu nah dran steht. In 80 Metern Entferung allerdings, also oben am Kraterrand, war sie erträglich - und so konnten wir all die Tage und Nächte, die wir dort verbrachten, das feurige Spektakel in dem Höllenkessel beobachten und fotografieren.

Unter der dünnen, metallig-schwarzen Haut wabert die geschmolzene Lava.

Derzeit gibt es nur sechs Lavaseen auf der Erde. Zwei brodeln in den Kratern des Kilauea Vulkans auf Hawaii , einer - der größte Lavasee derzeit auf der Erde - im Krater des 3470 Meter hohen Nyiragongo-Vulkans in der Demokratischen Republik Kongo in Ostafrika, im Mount Erebus in der Antarktis, im Krater des Ambrym-Vulkans auf dem Südsee-Archipel Vanuatu - und eben in einem Pit-Krater des Erta-Ale in der Danakilwüste in Äthiopien. 

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