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Im Südosten von Utah, USA, durchschneidet der San-Juan-River einen Bergkamm namens Comb Ridge, an dessen Flanken sich Flatirons – bügeleisenähnliche Formen – abzeichnen.

Steinerne Bügeleisen

Von Angelika Jung-Hüttl

Geology illustrated | Oktober 2018

Wie gigantische Zähne ragen die oben spitz zulaufenden, mehrschichtigen Felsplatten, eine neben der anderen, gen Himmel. Tausende davon gibt es entlang dem 130 Kilometer langen, schmalen Bergkamm namens Comb Ridge, der sich auf dem berühmten Coloradoplateau im Südwesten der USA von Utah nach Arizona hineinzieht. 

Sie bestehen hauptsächlich aus Sandstein, der stellenweise von feinst verteilten Eisenmineralien intensiv rot, violett oder braun gefärbt ist.

  • Flatirons aus rotem Sandstein .....
  • ... und ockerfarbene Flatirons am Comb Ridge.

Es sollen die Frauen der ersten Siedler im „Wilden Westen“ gewesen sein, die den kuriosen, dreiecksförmigen Felsgebilden den Namen „Flatirons“ – Bügeleisen – gaben. Die Geologen haben diese Bezeichnung übernommen. Heute heißen solche Gesteinsformationen überall auf der Welt Flatirons.

Sehr schön ausgeprägte „steinere Bügeleisen“ gibt es auch im 400 Kilometer vom Comb-Ridge entfernten Nationalpark „Death Valley“, im Tal des Todes in Kalifornien.

Flanke der Panamint Range im Tal des Todes in Kalifornien.

Man findet sie dort an der Westflanke des Tales, am Abhang der über 3000 Meter hohen Panamint Range. Dort sind die Flatirons aus cremefarbenen, braunen und grauen Kalksteinschichten aufgebaut, die schon im Präkambrium, also in der Erdurzeit vor mehr als 500 Millionen Jahren, in einem urzeitlichen Meer abgelagert und später dann bei der Gebirgsbildung gekippt wurden.

Wie entstehen Flatirons?
Dafür braucht es gigantische Gesteinspakete in der Erdkruste, in denen weichere und härtere Gesteinslagen wie in einem Schichtkuchen übereinander gestapelt sind. Dann braucht es eine Gebirgsbildungsphase, in der so ein Gesteinsstapel  von links und rechts eingeengt wird, so dass er sich wellt wie ein dicker Teppich. Dabei werden die Gesteinsstapel tonnenförmig aufgewölbt.

Flatirons, durch tiefe Abflussrinnen getrennt in der Panamint Range.

Nach der Aufwölbung kommen Klima, Verwitterung und Erosion ins Spiel. Flatirons können nur in trockenen, vegetationslosen Landschaften entstehen, in denen es selten, aber heftig regnet. Das Wasser, das auf die aufgewölbten Schichten fällt, fließt zunächst flächenhaft ab, sammelt sich aber dann zu Bächen, die mit der Zeit tiefe Rinnen in die schrägen Flanken der großen Gesteinsaufwölbungen spülen. 

Die weicheren Schichten werden schneller abgetragen als die harten.  Bei der richtigen Konstellation von Lagerungswinkel der unterschiedlich harten Gesteinsschichten sowie Wassermenge und Wasserabfluss können dabei dreiecksförmigen Gesteinsformationen – eben die Flatirons - entstehen.

Der Prozess dauert, von der Ablagerung der Gesteine über die Gebirgsbildung bis hin zur Formung der Flatirons, Jahrmillionen.

Wo findet man Flatirons?
Markante Bügeleisen-Formationen sind in allen Trockengebieten der Erde anzutreffen, also in Wüstengebirgen, aber auch in den trockeneren Regionen in den Gebirgen gemäßigter Breiten.

  • Damaragebirge, Namibia
  • Quebrada el Jardin, Chile

Zum Beispiel in Afrika, im  Damaragebirge in Namibia: Der gigantische Schichtkuchen aus unterschiedlich gefärbten Gesteinslagen hat sich einst in einem Meer zwischen zwei Kontinentalplatten abgelagert (Kongo- und Kalahari-Kraton). Vor etwa 750 Millionen Jahren, als die beiden Kontinentalplatten aufeinander zudrifteten, wurden die Meeressedimente dazwischen eingeengt und zu einem Gebirge, dem Damaragebirge, hochgedrückt. Das Gebirge hat die beiden Platten miteinander verschweißt – so entstand der Südteil des heutigen afrikanischen Kontinents.

Zum Beispiel in Südamerika, in der Quebrada el Jardin: Quebrada el Jardin, die Gartenschlucht, liegt in der Cordillera de Domeyko, einem 600 Kilometer langen Gebirgszug in Chile, der den Andenhauptkamm von der Atacamawüste trennt. Die blauen Schichten enthalten mineralreiche Ablagerungen, die einst von Vulkanen ausgespuckt wurden – und heute in den Flatirons als bläuliche Streifen zutage trete

Aber auch in Europa sind Flatirons zu finden ....

Lasieso-Tal, Sierra Sabocos, Spanische Pyrenäen

... zum Beispiel in Spanien, in den Pyrenäen:
Die Flatirons im Lasiesotal in den spanischen Pyrenäen sind ein besonders schönes Beispiel. Sie bestehen aus Kalkschichten, die sich einst in einem flachen Meer zwischen der kleinen iberischen Kontinentalplatte (darauf liegen heute Portugal und Spanien) und der großen eurasischen Kontinentalplatte ablagerten.

Als die iberische Platte vor 80 bis 20 Millionen Jahren allmählich auf Europa zuwanderte und es schließlich zum Zusammenstoß kam, wurden diese Kalkschichten zusammengeschoben und stellenweise in riesigen tonnenförmigen Gewölben hochgedrückt, aus denen Verwitterung und Erosion schließlich die „Bügeleisen“ herauspräpariert haben.

Mehr Bilder von Bernhard Edmaier

Kommentar
Tilo Schnekenburger | 08.10.2018

Phantastische Bilder toll erklärt. Dem Geographen in mir pocht das Herz. Ich könnte sofort abreisen, um alles persönlich zu sehen. Vielen Dank und bitte mehr davon.

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