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Salzsümpfe entstehen bei anhaltender Trockenheit am den Ufern des Natronsees in Tansania in Ostafrika, einem der bekanntesten Salzseen der Erde.

Woher kommt das Salz im See?

Von Angelika Jung-Hüttl

Geology Illustrated | Juli 2019

Nicht nur das Meer ist salzig. Das Wasser mancher Seen auf den Kontinenten ist - vor allem in den trockenen und heißen Gegenden auf der Erde - ist um ein Vielfaches salziger ist als das in den Ozeanen. Das Salz verleiht diesen Seen und den Landschaften rundum oft ein sehr fremdartiges, sogar außerirdisches Aussehen. Woher kommt das?

Damit ein Salzsee entsteht, braucht es – stark vereinfacht - folgende Bedingungen:

  • Eine Senke in der Landschaft, in der sich Wasser sammeln, aber nicht abfließen kann
  • ein trockenes, niederschlagsarmes Klima, so dass mehr Wasser verdunstet als nachfließen kann
  • Wasser, das beladen ist mit Mineralien, die sich beim Verdunsten absetzen.

Wo findet man Salzseen? Salzseen findet man naturgemäß in den trockenen und heißen Gebieten unserer Erde, also in den Halbwüsten und Wüsten. Hier ein paar besonders spektakuläre Beispiele aus Afrika, Australien, USA-Südwest und Chile ....  

  • Auf dem Lac Assal in Dschubuti ...
  • ... treiben oft Salzschlieren.

Der Lac Assal liegt in der Wüste von Dschibuti am Horn von Afrika. Er gehört damit zu den salzigsten Seen der Erde. Sein Wasser ist zehnmal so salzig wie Meerwasser. Sein Wasser kommt vom Indischen Ozean, strömt über den Golf von Aden, wo es in Meeresgrund sickert,  unterirdisch zum Lac Assal und sprudelt dort aus Quellen auf dem Seegrund heraus.

Während das Wasser in der Wüstensonne verdunstet, bleiben die Salze zurück, reichern sich an und lagern sich, wie man entlang der Ufer sehen kann, auf dem Seeboden ab. Die Salzschlieren, die auf dem Seespiegel treiben bieten Salzalgen und salzliebende Bakterien Nahrung. Sie sind daher oft braun und blaugrün gefärbt.

Seit Jahrhunderten wird am Ufer des Lac Assal Salz abgebaut und auf dem Rücken von Kamelen, heute auch auf Lastwagen in die nächstgelegenen Siedlungen und Städte.

Salzsumpf mit Trockenrissen am Rand des Searles Lake, Kalifornien, USA-Südwest.

Der Searles Lake ist einer von vielen Salzseen in der Mojavewüste im Südwesten Nordamerikas.  Nur nach den seltenen Regenfällen in den umliegenden Bergen füllt sich das Seebecken mit Wasser, das dann in dem heißen Wüstenklima allmählich verdampft.

Der See wird dabei zum Sumpf,  überzogen von einer Kruste aus Mineralsalzen, die das Regenwasser von den umliegenden Bergen in das abflusslose Seebecken gespült und dort abgesetzt hat.  Der salzige Morast ist von Trockenrissen durchzogen und stellenweise von Mikroorgansimen, die an dieses extreme Milieu angepasst sind, rot gefärbt.

Doch nur ein kleiner Teil des Sees ist noch naturbelassen. Denn schon seit 150 000 Jahren lagern sich dort, geologischen Bohrungen zufolge, Schicht für Schicht aus dem immer wieder eingespülten und dann verdunsteten Wasser heute wirtschaftlich wichtige Mineralsalze ab wie zum Beispiel Bor (Borax)- und Sodasalze, verschiedene Sulfate (Schwefelsalze wie z.B. Gips) und Halogenide, darunter auch Steinsalz (Natriumchlorid). Sie werden am Westufer des Searles Lake im großen Stil abgebaut.

Mit Salz verheilte Trockenrisse auf dem austrocknenden Salzsee von Badwater im Tal des Todes, Kalifornien, USA.

Nur etwa 70 Kilometer Luftlinie vom Searles Lake entfernt gleißt die weiße Salzkruste von „Badwater“ in der Sonne. Badwater, schlechtes Wasser, nannten einst die ersten Siedler den Salzsee im legendären „Tal des Todes“ (Death Valley), eben weil sein Wasser salzig schmeckte. Badwater liegt etwa 85 Meter unter dem Meeresspiegel, nahe am tiefsten Punkt des Tales, der gleichzeitig der tiefste Punkt von Nordamerika ist.

Im Sommer sind dort Tagestemperaturen von 45 Grad Celsius keine Seltenheit. In dem Gebiet fallen im Schnitt jährlich nur etwa 48 mm Milliliter Regen.

Die seltenen Niederschläge können, wenn sie heftig genug sind, das Becken des Salzsees fluten.  Ein sehr flacher See entsteht, der jedoch innerhalb weniger Tage oder Wochen verdunstet. Die im Wasser enthaltene Mineralsalze setzen sich ab und bilden eine weiße Kruste, die aufgrund der Trockenheit in unzählige Polygone zerreißt. Entlang der Risse entweicht die Restfeuchtigkeit aus dem Untergrund. Sie zieht dabei Salzpartikel mit, die dann aus dem verdunstenden Wasser auskristallisieren und sich übereinander türmen. Feine Wülste entstehen dadurch entlang Polygonränder.

  • Salzseen und Salzkrusten ...
  • ... in der Halbwüste der Carizzo Plain, Kalifornien, USA.

Ebenfalls in Nordamerika, in den südlichen Küstengebirgen Kaliforniens, liegt eine gut 100 Quadratkilometer große, flache Halbwüste, die Carizzo Plain. Sie bildet eine abflusslose Senke zwischen den Bergen. Die Niederschläge, die von den Bergen rundum in die Carizzo Plain abfließen, sammeln sich dort und bilden Tümpel oder auch größere Seen, die in der Sommerhitze verdunsten, wobei sich eine helle Salztonschicht ablagert. Verschiedene Bakterienarten und feinste Schwebstoffe verleihen dem salzigen Wasser die gelbliche, grünliche oder auch bräunliche Farbe.

Wenn das Wasser vollständig verdunstet ist, nisten sich die winzigen Organismen in der weißen Salztonkruste ein und warten – auch jahrelang – auf den nächsten Regen, um dann wieder aktiv zu werden und sich zu vermehren.

Der Magadisee grenzt an den Steilabfall des ostafrikanischen Grabenbruchs.

Der Magadisee in liegt im Süden Kenias. Eines seiner Ufer grenzt direkt an den Rand des bekannten ostafrikanischen Grabenbruchs, an welchem der afrikanische Kontinent in ferner Zukunft nach heutigem geologischen Wissen einmal auseinander brechen könnte.

Der Magadisee wird von heißen Quellen gespeist, die vor allem während der Regenzeit aus dem Untergrund sprudeln.  Und auch er hat, wie alle Salzseen, keinen Abfluss. Sein Wasser verdunstet – und dabei setzen sich die Mineralsalze, die vom Quellwasser aus dem Boden heraus transportiert werden, ab.  Salzsümpfe entstehen, und auch hier existieren auf den Salzkrusten rote hitze- und salzliebende Mikroorganismen. Davon ernähren sich Scharen von Flamingos.

Im Lauf der Zeit ist eine bis zu 40 Meter dicke Salzschicht entstanden, die seit 80 Jahren abgebaut und aus der neben Pottasche und anderen wichtigen Industriesalzen auch Kochsalz gewonnen wird.

Sodaquellen im Salzsumpf des Lake Natron, Tansania, Afrika.

Der Natron-See liegt nur wenige Kilometer südlich des Magadisees – auch im ostafrikanischen Grabenbruch und nur 20 Kilometer von einem aktiven Vulkan entfernt, dem Oldionyo Lengai, dem Heilgen Berg der Massai.  Dieser Vulkan ist einzigartig. Denn die Asche und die Lava, die er spuckt, enthält viel des Mineralsalzes Natriumcarbonat, also Soda.

Und diese Mineralsalze finden sich auch im Natronsee. Sein Wasser hat einen Säuregrad zwischen 9 und 10,5 pH, ist also sehr basisch. Die Sodasalze werden mit dem Wasser der seltenen Regenfälle in das Seebecken gespült. Oder sie sprudeln, wie im Magadi-See, in heißen Quellen aus dem Seegrund.

Auch beim Natronsee verdunstet viel mehr Wasser in der heißen afrikanischen Sonne als nachfließt. Der See trocknet dadurch in großen Bereichen fast vollständig aus. Salzsümpfe entstehen. Dort, wo Quellwasser aus dem Boden sprudelt, bilden sich große runde Flecken aus hellen Mineralsalzen.

  • Laguna Totota, ein kleiner Salzsee in den Anden Chiles ...
  • ... ebenso wie die Laguna Gobea.

In den kargen, vegetationslosen Wüstengebirgen der chilenischen Anden ist aus der Luft, aus etwa 1000 Metern Höhe, immer wieder mal ein farbiger Fleck zu sehen - das sind kleine Salzseen, wie etwa die Laguna Totota und die Laguna Gobea. Sie gibt es nur, wenn es dort geregnet hat, was jedoch sehr selten passiert. Die Farben des Wasser kommen von den Mineralien, die der Regen aus dem Boden heraus löst und in das Seebecken spült.

Während das Wasser allmählich verdunstest, setzt sich vom Rand her eine weiße Salztonschicht ab.

Algen färben die Salzkruste am Rand der Hutt Lagoon in Westaustralien rosa bis rot.

Besonders spektakulär zeigen sich die unberührten Ufer der Hutt Lagoon, eines Salzsees an der abgelegenen Westküste Australiens. Sein Wasser stammt aus dem angrenzenden Ozean, im Winter während der Regenzeit kommt Frischwasser dazu. Während der Sommermonate ist die Verdunstung so hoch, dass 95 Prozent des Seebeckens trocken fallen. Auf der Salzkruste und im hochsalinen Wasser der Lagune finden dann salzliebende Algen (Dunaliella salina) einen idealen Lebensraum. Sie produzieren Karotin und färben dadurch große Teile des Sees rosa bis rot.

In der Lagune wurden früher verschiedene Mineralsalze abgebaut, darunter auch sehr hochwertiger Gips. Heute werden dort kommerziell Salzwasserkrebse der Gattung Artemia gefangen und zu Futtermittel verarbeitet.

  • Salzpfannen im Zentrum Australiens - Lake Wills ..
  • .... und Lake Mackay.

Im Zentrum Australiens gibt es riesige Wüstengebiete mit großen Salzseen, die immer wieder vollständig austrocknen, wobei sich heller Salzton auf dem roten Wüstenboden ablagert – und, aus der Luft gesehen, bizarre Muster bildet.

Diese beiden kleinen, nahezu ausgetrocknete Salzseen sind Fragmente dieser Seen - nämlich des Lake Wills und des Lake Mackay. Es gibt dort riesige rote Sandebenen, teils überzogen von alten Längsdünen, auf denen vereinzelt Büsche und Gräser wachsen. Im Jahr fallen dort im Schnitt 200 bis 250 Millimeter Regen, der sich in abflusskosen Becken sammelt. Im Sommer können die Temperaturen über 40 Grad Celsius steigen. Alles Wasser verdampft, wobei sich Salze ablagern und bizarre weiße Flächen auf dem roten Untergrund entstehen.

Sandinsel in einem namenlosen, ausgetrockneten Salzsee im hießen Zentrum Australiens.

Der salzigste aller Salzseen liegt allerdings in den Trockentälern der Antarktis (leider kein Bild in unserem Archiv vorhanden). Es ist zwölfmal so salzig wie Meerwasser, das pro Liter im Schnitt etwa 35 Gramm – also 3,5 Prozent - Salz enthält. Er friert deshalb auch nie zu, auch nicht bei minus 40 Grad Celsius. Das Salz kommt aus den extrem salzhaltigen Böden in der Umgebung des Sees. Wie das Speisesalz in der Küche, das Wasser anzieht um sich darin aufzulösen – so ziehen diese Böden jede Feuchtigkeit aus der Luft. Die Lauge sickert dann zu Tal, sammelt sich dort und bildete im Lauf der Zeit den Don-Juan-See.

Mehr Bilder von Bernhard Edmaier

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